Kühe, Landwirt:innen und Käser:innen bringen ihre spezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten in die Produktion ein, damit aus dem Gras der Schweizer Wiesen vielfältige Käsespezialitäten von höchster Qualität entstehen.
Die Schweiz ist geprägt von Hügeln und Bergen mit Wiesen und Weiden mit einer vielfältigen Flora. Diese machen 70 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus. Auf diesen Flächen wächst ein wichtiger Rohstoff: Gras. Kühen können diesen Rohstoff, dessen botanische Vielfalt sich im Geschmack der Milch und später im Geschmack des Käses widerspiegelt, durch Wiederkäuen verwerten. So entsteht ein regionales, natürliches und gesundes Produkt mit einer Vielfalt an charakteristischen Aromen.
Je nach Jahreszeit, Sonne, Niederschlag oder Höhenlage unterscheidet sich das Gras in Geschmack und Qualität. Kühe wissen dies zu schätzen. Reichhaltige und abwechslungsreiche Weiden bieten ihnen einen natürlichen Lebensraum mit genügend Bewegung an der frischen Luft.
Die biologische Vielfalt von Weideland wird von vielen Faktoren beeinflusst: vom Standort, von der Beweidung durch Kühe, insbesondere aber auch von der Arbeit der Landwirt:innen. Sie sind es, die für eine sinnvolle Rotation der Weiden sorgen, Unkraut oder invasive Pflanzen entfernen und bei der Aussaat neuer Weiden jene Gräser wählen, die für ihre Tiere am besten geeignet sind. So fördern sie die Nährstoffqualität des Hauptfutters. Die Futterqualität wirkt sich günstig auf die Gesundheit der Kühe aus, insbesondere auf die Gesundheit ihres Verdauungssystems. Dies ist wichtig, um eine gute Milchqualität zu erzielen. Zudem verleiht die botanische Vielfalt des Futters der Milch ihre typischen Merkmale und schafft so für Schweizer Käsespezialitäten mit geschützter Ursprungsbezeichnung (AOP) einen starken Bezug zu einer bestimmten Region.
Wenn Kühe Freilauf haben und hauptsächlich Gras fressen, enthält ihre Milch weniger gesättigte Fettsäuren. Die Milch ist zudem reicher an Antioxidantien und Vitaminen. Dies wirkt sich aus auf den Geschmack, die Farbe, die Textur und das Aroma der Milch und der Milchprodukte. Aber auch auf den Menschen, der diese gesunden Produkte konsumiert.
Schweizer Kühe werden ausschliesslich pflanzlich ernährt. Sie erhalten niemals Futtermittel tierischen Ursprungs oder gentechnisch veränderte Organismen (GVO). In dieser Beziehung ist die Schweiz Pionierin, denn der Verzicht auf die Verwendung von GVO ist weltweit einzigartig.
Der grösste Teil des Futters der Kühe wird regional und saisonal produziert. Im Sommer sind sie auf der Weide an der frischen Luft und fressen frisches Gras. Im Winter erhalten sie Heu, Grassilage oder andere Futterpflanzen, die die Landwirt:innen im Sommer für sie gepflanzt, geerntet und eingelagert haben. Die Ernährung der Kühe kann daher im Lauf der Jahreszeiten variieren.
84 % des von den Milchkühen verzehrten Futters – bei Kühen, die Biomilch produzieren sogar 100 % – ist einheimischen Ursprungs. Der Rest stammt aus dem Ausland, ist aber ebenfalls frei von GVO. Auch wird seit dem Jahr 2018 kein Palmöl mehr an Schweizer Kühe verfüttert.
Mit dem vor zehn Jahren gegründeten Soja-Netzwerk Schweiz hat sich das Bewusstsein der Produzenten betreffend Einsatz von Sojaschrot weiter verändert: Von 2010 bis 2019 ist die Menge des in die Schweiz importierten Sojas um 9 % gesunken. Weiter ist heute der Anteil des Sojas aus Brasilien um 50 % tiefer als noch vor zehn Jahren, jener aus Europa um 50 % höher.
In den ersten 100 bis 120 Tagen nach der Geburt eines Kalbs sind Kühe oft etwas geschwächt. Sie benötigen viel Energie für die Milchproduktion und erhalten daher in dieser Zeit Kraftfutter. Dies ist auch der Fall, wenn sie viel Maissilage zu fressen bekommen oder wenn sie sehr viel Milch produzieren. Grundsätzlich setzen Landwirt:innen Kraftfutter nur dann ein, wenn es wirklich nötig ist. Dabei geht es nicht nur um die Gesundheit der Tiere, auch der Preis spielt eine Rolle: Kraftfutter ist bedeutend teurer als Gras oder Heu.
Die Futtermenge, die eine Kuh täglich verzehrt, ist abhängig von ihrer Grösse und ihrem Gewicht sowie von ihrem erwarteten Produktionsniveau. Als Richtwerte gelten:
Das Futter einer Schweizer Kuh setzt sich zusammen aus:
68 – 85 % Gras, Weidegräsern, Heu oder Grassilage
4 – 20 % Raufutter wie Rüben oder Mais, aber auch Rückstände aus der Lebensmittelindustrie wie z. B. Treber von Brauereien
11 – 12 % Kraftfutter
50 – 150 l Wasser, je nach Art des Futters und der Temperatur.
84 % der Futtermittel stammen aus der Schweiz. Diese machen 83 % des Energiewerts und 74 % des Rohproteins aus
Die Weltbevölkerung wächst ständig und benötigt immer mehr Nahrung. Deshalb ist es wichtig, die so genannte «Feed-Food-Konkurrenz» zu vermeiden. Darunter versteht man die Tatsache, dass Tiere das fressen, was auch der Mensch essen könnte – zum Beispiel Getreide.
Wenn Schweizer Kühe auf der Weide grasen oder Heu fressen, entsteht diese Konkurrenz nicht. Beim Anbau von Futtergetreide ist sie aber nicht ganz auszuschliessen. Aus agronomischer Sicht ist es jedoch von Vorteil, temporäre Wiesen in die Fruchtfolge einzubeziehen, da so die Bodenfruchtbarkeit erhalten bleibt. Und wer könnte das so erzeugte Gras besser verwerten als die Kühe?